Architektur und Obdachlosigkeit _ eine Spurensuche

Studenten der Französischen Architekturschule in Strasbourg/Straßburg machen sich Gedanken zu Wohnformen für obdachlose Menschen. Sie stellen diese Überlegungen bei einem Workshop in Mulhouse am vergangen Montag, dem 31.03.2025 vor. Was dabei herausgekommen ist, das…

Unter Leitung ihres Lehrers, des Prof. Hastenteufel, kamen etwa 20 Studierende der Französischen Architekturschule in Strasbourg nach Mulhouse, Sie waren eingeladen vom Weltbürgerhaus Mulhouse sowie von der Stadtverwaltung Mulhouse. Der Kontakt besteht schon länger, aber in dieser Runde von rund 50 Personen doch zum ersten mal halböffentlich., darunter auch Vertreter verschiedener lokaler Organisationen aus Mulhouse; die sich entweder als Helfer von obdachlosen Menschen verstehen oder als politische Lobby für Menschen in Armutslagen. Roger Winterhalter vom MCM Weltbürgerhaus Mulhouse begrüsste die Versammlung, Prof. Hastenteufel machte eine Einführung. Dann waren die Studierenden dran. In jeweils Gruppen von 4 oder 5 Studierenden stellten sie anschaulich ihre Überlegungen vor. Sie konzentrierten sich auf die Situation unmittelbarer Obdachlosigkeit, also quasi einem direkten Ausgesetztsein von Wind und Wetter, Hitze und Kälte.

So gab es zu Überlegungen wie Bushaltestellen umgebaut werden könnten, wie Bushäuschen aussehen müssten um Zuflucht zu bieten. Blosse Zeltlösungen wurden erläutert, die Rolle von Containerformationen dargestellt. Auch die Verwendung von Parkhäusern wurde durchdacht. Je tiefer die Studierenden in das Thema eintauchten, desto deutlicher wurde an Hand einer dargelegten Bedürfnispyramide, dass das Thema Architektur und Obdachlosigkeit keinesfalls nur Lösungen zur unmittelbarer Garantie des Überlebens braucht, sondern dass sich logischerweise Überlegungen damit beschäftigen müssen, Architektur und Überleben und soziale Integration miteinander zu verbinden.

Hatten die Studierenden ausgeredet, dann blieb die Chance nachzufragen, zu diskutieren. An dieser Stelle ergab sich auch die Chance für Doris Kölz und Roland Saurer von der Landesarmutskonferenz einzubringen, was es mit der Europäischen Strategie 2030 auf sich habe, die Strassenobdachlosigkeit in Europa zu beenden oder die Qualität kommunaler Notunterkünfte in Deutschland und Frankreich incl. dem Rechtsanspruch auf kommunale Unterbringung zu diskutieren. Eine der anwesenden französischen Archtektinnen schilderte die bürokratischen Hürden und Sperren, die Verhältnisse aufzubrechen. An dieser Stelle erfolgte eine Auseinandersetzung mit der kommunalen Vertreterin der Stadt Mulhouse, die sich gegen Vorwürfe massiv wehrte. Roger Winterhalter hatte die Lösung auf der Hand: er schlug vor bereits Ende April eine regionale Konferenz in Mulhouse zu arrangieren, um die notwendigen Schritte zur Verbesserung der Lage in Mulhouse einzuleiten. Dies auch mit der Stadt Mulhouse zusammen. Der Deputierte für die Wohnungsfragen war bei dieser Runde anwesend.

Was nehmen die Studierenden mit? Das, was sie vortrugen kam gut an, doch verblieb eine grosse Skepsis, die tatsächlichen menschlichen Bedürfnisse von obdachlosen Menschen in die architektonischen Welten integriert zu haben. Begriffe wie Bauhaus kursierten in dieser Runde. Wir unterstellen, dass Prof. Hastenteufel einiges verstanden hat und sicher bemüht sein wird, Architektur und Soziales miteinander zu verbinden. Wir werden es auch weiter als lak-bw tun!