Gestern am 14.06.22 fand die Delegiertenversammlung der Nationalen Armutskonferenz in Köln in hybrider Form statt. Diese DV bedeutet für die nak einen gewissen Wendepunkt. Man ist von der nak der Verbände jetzt endlich angekommen in einer Gesellschaft, die die zivilen Elemente politisch und kulturell betont. Die Apparte der Verbände sind das eine, die Ungeduld der Basis der Menschen ist das andere. Es ist irgendwie so ähnlich wie in Kirche und Gewerkschaft: wo sich nichts bewegt, laufen die Leute davon.
In einer Transformation bewegt sich die nak; sie wurde 1992 gegründet, hat ihre sozialkritische Funktion im engeren Sinne verloren, muss sie wieder zurückgewinnen. Ihre Krise machte sich fest an der Führungskrise der Verbände in der nak, an der Ignoranz gegenüber den Basisbewegungen, an einem gewissen Bedeutungsverlust was die Themen der sozialpolitischen Auseinandersetzung betrifft. Auch hat sie sich mit der modernen, gesellschaftlich orientierten Sozialen Arbeit im engeren Sinne nicht echt beschäftigt. Es stand alles irgendwie stumm. Verwaltet von einem Sprecherrat, der sich als Machtapparat verstanden hat.
Nun ist eine neue Geschäftsordnung entstanden, die Mitgliedschaften sind neu geregelt, die Mechanismen der Diskussion und Entscheidungen sind neu aufgestellt. Mitglieder können jetzt diverse Organisationen werden, die sich der Armutsbekämpfung widmen wollen, die gleichzeitig Lobby für die Menschen in Armutslagen sind.
Für die lak-bw entsteht jetzt die stimmberechtigte Mitgliedschaft, entsteht die Hoffnung, auf Bundesebene einiges bewirken zu können. Jahrelang hat man das seitens der Verbände abgeschmiert, sie wollten diese Reform nicht, jetzt haben sie sie am Hals.
Der Kampf um Emanzipation geht weiter, das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht.
Die Reform ist durch, jetzt muss sie mit Leben gefüllt werden. Wir haben massiv Kritik geübt, über Jahre, jetzt ist ein Anfang gemacht. Wir behalten Druck und Wachsamkeit bei.
Roland Saurer