Anmerkungen zum Wochenende in Mulhouse, 20 Jahre MCM, 11.06.2022

Das Treffen begann mit einer Videozuschaltung von Mr. Federman, Sozialpsychologe aus Strassbourg, der Ausführungen machte, die wir von Beginn an nicht gehört haben. Und mittendrin einzusteigen, so war das auf Französisch unmöglich zu folgen. Man müsste Claude Pourcher fragen, was er eingebracht hat. Warum er nicht cda sein konnte oder wollte. Er hat im wesentlichen dazu gesprochen, dass DEDE seine künstlerische Wirkung gehabt hat und er auch seine Familie für die Unterstützung von Dede danken wollte, so Claude am 16.06.22.

Von rund 80 Gästen aus unterschiedlichen Lagern der Gesellschaft von Mulhouse ist auszugehen. Da waren Leute, die dem Lager des Karikaturisten Dede zuzurechnen sind, da waren bürgerliche Menschen aus der französischen Linken, aus der Umweltbewegung, aus der Ökologie, weniger aus dem Lager der Gewerkschaften und Akteure vom Arbeitslosenlager auch nicht so richtig. Mit da war seines von Basel, Monsieur Heimann., aber auch keine weiteren Deutschen mehr, die früher über Fabrik und Gewerkschaft mit dem MCM Kontakt hatten.

Aber für Roger Winterhalter war das sicherlich ein guter Tag. Er ist allerdings gesundheitlich angeschlagen, aber tapfer in seiner Haltung, weiterzumachen und den Laden zusammenzuhalten. Unterstützt von diverser Seite, vor allem wohl durch Menschen wie Claude Pourcher oder auch die Partnerin von Roger, Madame Brigitte Carraz.Neben Roger W. gibt es einige Figuren, die der politischen Bewegung seinerseits angehören, da ist der Soziologe Yves Causer zu nennen, aber auch einige Andere, die ich namentlich nicht kenne, die aber für den Prozess des McM von Bedeutung sind.

Das Essen brachte die Menschen einander näher, sicherte die Kommunikation. Einige sprachen sich neben Federmann zu 20 Jahre MCM aus, beschrieben Prozesse.

Am Nachmittag dann gegen 14.30 Uhr fing es an, sich inhaltlich neu zu formieren; rund 25 Personen schlossen sich einem Austausch an, der sich dann bis nach 17 Uhr hinzog. Da sprach zu Beginn einer die Begrüssung, Roger Winterhalter skizzierte die Themen, und bat auch uns seitens der lak-bw uns zu äussern. Zunächst hielt Didier Minot von Change de CAP eine Zusammenfassung von Themen, die von den Gedanken des gemeinsamen Projekts Weltsozialforum Porto Allegre ausgingen, die Bewegungen des Reform-Islams einbezogen, die Zeitläufe seien eine Reaktion auf die Destruktionen und Gefährdungen des Sozialen; das habe auch die Jugend erkannt, die so nicht mehr weitermachen wolle. Das drücke sich aus in einer Welt des Alternativen, in einer Welt der Buntheit und der Verweigerung einer profitmaximierten Welt, die sich andererseits aber alternativ auch als Welt der Prekären verstehe.

Alain Amicabile erörterte die Welt der Pariser Kommune von 1871, philosophierte rund 20 Minuten lang über seine schriftliche Zusammenfassung der Pariser Kommune. Dann ging es nochmals um die Welt des Geldes, den Finanzkapitalismus, den Kampf um immer weniger sinnvolle Arbeit, um die digitale Revolution, um die Herrschaft der Technologie, um die Deindustrialisierung grosser Zonen, um die Privatisierung von zentralen Dienstleistungen wie  der Post etc.  Nicht zuletzt das neue grosse Thema: die sozialökologische Transformation.   

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Wir konnten dann irgendwann in diese Diskussion eingreifen; wir spielten darauf an, dass es in Berlin die Strasse der Pariser Kommune gebe, also habe diese französische Sache eine europäische Bedeutung gehabt. Wir haben unsere Zusammenarbeit der 5 Länder geschildert, die Zusammenarbeit mit Prag und Bratislava, den Besuch in Prag, die Entstehung des Roger-Winterhalter-Menschenrechtsbüro in Stuttgart am 15.7.21 und die Gründung des faktischen Büros in Offenburg. Die Verbindung von Soziale Bewegung, Menschenrechten und Armutsfragen.

Auch nicht zuletzt des Zusammenhangs von Armutsprozessen in der Gesellschaft, die zu Lasten der Abgehängten gehe. Jemand schlug vor eine Charta des Menschenrechtsbüros zu formulieren. Auch wurde berichtet, dass es auf der französischen Seite ein Menschenrechtsbüro geben sollte, das den Namen von Roland Saurer tragen sollte.

Eine französische Frau Luisa ? schilderte dann die Prozesse von alternativer Währung, die Abschaffung der Herrschaft des Geldes, den Zusammenhalt in diesen neuen Formen auch in anderen Ländern, nicht nur in Frankreich. Ein Zeichen des Widerstandes in einer Welt des einseitigen Reichtums.

Es war dann rund eine halbe Stunde lang Aufgabe von Yves Causer, der als Soziologie in Strasbourg an der dortigen Uni arbeitet, seine Eindrücke dieser relativ wilden Diskussion zusammenzufassen. Er holte relativ weit aus, teils abstrakt, aber auch an diverser Stelle konkret.

 

Da gibt es zentrale Elemente, die er benannte:

  • Die Verbindung der Menschen als „Reichtum“
  • Dass die Verbindung ein Begriff der Neuen Bewegungen sei
  • Die Frage nach dem was wir sind: Organisationen und Initiativen die sich gegen Arnut und Exklusion wehren
  • Es sind Leute, die sich gesellschaftlich verstehen, die neue Formationen bilden, die weniger gewerkschaftlich daherkommen,
  • Die aber auch Menschen in ihren Reihen haben, die sich als intellektuell suchend und organisierend verstehen, die Projekte erfinden und umsetzen, (Menschenrechtsprojekt z. B.)
  • Da wo es Solidarität mit den Armen gibt, die sich für die Opfer von Armut, Exklusion und Ausbeutung stark machen,
  • Die Oppositionsgruppen bilden, diese organisieren, die überzeugt sind, dass sie diese AUSEINANDERSETZUNGEN gewinnen werden;
  • Dass sie verstehen sich zusammen zu schliessen, zu wissen gegen was und wen sie zu kämpfen haben,
  • Dass sie Werkzeuge haben, auch Geld, was zu verändern, dass sie eine realistische Utopie besitzen, die Erfahrungen zu teilen.

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Aus den allgemeinen Rückmeldungen der Diskussionsbeteiligten, darunter 5 Vertreter der lak-bw, seien nur genannt:

  • Hätte mir ein Mehr an Diskussionen gewünscht, ein noch breiterer Austausch, weniger lange Beiträge am Anfang
  • Es sind Fragen in mir entstanden, es sind kollektive Prozesse, die haben mich aus meinem bisherigen Gleichgewicht gebracht
  • Die Armen haben einen inneren Reichtum
  • Freue mich über Menschen, die diskutieren
  • Die Welt ist in der Krise, Krieg, Armut, Hunger, Verteuerungen, eine Themenvielfalt auch hier, auch zu hören wie das in Frankreich gesehen wird, nehme das immer als Reichtum mit
  • Der Kampf geht weiter! Die Kooperation hat kein Ende vor sich, die Ausweitung steht an in Freiburg auf Prag und Bratislava, kommt alle dazu
  • Du brauchst das Herz dazu, du brauchst die Gruppe dazu, du brauchst die Auseinandersetzung dazu
  • Vieles ist auch hier wie eine Volksbildung, die Verschiedenheiten, auch die unterschiedlichen Sprachen sind plötzlich der neue Reichtum
  • Manchmal habe ich die Utopie verloren, doch dann ist sie plötzlich wieder da,
  • Zwei Sprachen zu hören mit den unterschiedlichen Begriffen für die gleichen Sachen, das ist schon toll
  • Wir sind da mit unseren Wünschen
  • Das MCM ist ein Bürgerhaus, ein besonderes Netzwerk in Mulhouse
  • Es ist auch ein Ort der Arbeitslosen Raum und Treff gibt
  • Es erstaunt mich, dass Dede eine solche Sprache der Karikatur hatte, es war schon visionär, was er geleistet hat
  • Es ist ein langer Weg der Utopie von Thomas Morus bis heute: aber lohnenswert.

 

Wir haben am  Ende die Leute nach Freiburg zum nächsten Treffen des Kooperationsprojekts der 5 Länder eingeladen. Ein Stück der Karawane der Hoffnung. Dieses ist am 16.07.22 mit den Personen aus Prag und Bratislava. Aber auch mit Edi Martin aus Zürich.

Roger Winterhalter sagte zu,  zu kommen.

 

RS, 13.06.2022