Zusammenfassung des Treffens der 4-Länder Kooperation am 14./15. und 16. Juli 2021 in Stuttgart

Das Treffen sollte für die 4-Länder dem Inhalt dienen, wie sich soziale Randgruppen in der Stadtgesellschaft integrieren können, indem sie zu einem eigenen politischen Faktor werden, der die Stadtgesellschaft herausfordert, zu neuen sozialpolitischen Wegen führt.


Als zweites Vorhaben war geplant, ein Büro für Menschenrechte der lak-bw zu gründen, das
den Namen nach Roger Winterhalter aus Mulhouse bekommen sollte: Roger-Winterhalter-
Menschenrechtsbüro.

 

Der Ablauf war wie folgt geplant:_
Mittwoch, 14.07.21, Anreise der interessierten Beteiligten aus Frankreich und den
Niederlanden
Donnerstag, 15.07.21,
11 Uhr eine Informations- und Austauschrunde zur Situation an der Paulinenbrücke, mit
Beteiligung von Basisvertretern des Pauleclubs und Betroffenen der Paulinenbrücke, soweit
anwesend, politischen Vertretern der Stadtpolitik und Vertretern des Theater-Rampe-
Projektes.
Donnerstag, 15 uhr. Gründung des Menschenrechtsbüros an der Paulinenbrücke auf dem
Gelände des Brunnens vor dem Gotteshaus St. Maria mit verschiedenen Vertretern aus den
Aktionskreisen der 4 Länder, incl. der lak-bw.
Freitag, 16.07.21, 11 Uhr,
Austausch zu den Erfahrungen an der Paulinenbrücke, Austausch zum Menschenrechtsbüros
Roger Winterhalter und Resümee des Besuches in Stuttgart sowie des Projektes der 4
Länder-Zusammenarbeit.
Konkreter Ablauf vor Ort:
Donnerstag, 11 Uhr:
Begrüssung der französischen Gäste aus Mulhouse und Umgebung, TeilnehmerInnen stellen sich vor und werden von Simon Wittke, Sprecher des Pauleclubs, in das Thema eingeführt;
Wir lernen die räumlichen Gegebenheiten vor Ort kennen: Stadtteil Süd von Stuttgart,
entstanden um 1880 ff., dominiert von der Massivität der Paulinenbrücke, der Lage des
Gotteshauses Kirche St. Maria, der Infrastruktur des Areals, dominiert vom Kaufhauskomplex Gerber, einer Mischung aus Wohnbevölkerung und Dienstleistern wie Banken und Versicherungen, eingestreut die obligatorischen kleineren Geschäfte und Gaststätten, der St.Franziskusstube für Obdachlose, der Versorgung Stuttgarter Methadon-patienten, der Existenz einer Notübernachtung eines sleep ins und diverser weiterer Sozialangebote. Auch Existenz des food sharing wagens von Pauleclub und foodsharing Initiative. 


Wir lernen die Besucher kennen, bilden eine kleineren Kreis von Zuhörern und
Interessierten, stellen die wichtigsten Aufgaben der Kooperation an der Paulinenbrücke
zwischen Aktiven des Pauleclubs, den rund 100 Nutzern der Paulinenbrücke als
Kommunikationsort von Abhängigen und Suchtkranken vor, betonen die sozialpolitischen
Notwendigkeiten einer zu befördernden Infrasstruktur an dieser Stelle; dies wird durch die
anwesende Veronika Kienzle vom Bezirksbeirat Mitte bestätigt, die sich für eine massive
Förderung der Aktivitäten an der Paulke verwendet, ebenso durch die SPD Stadträtin Frau
Schambacher, die derzeit für den Deutschen Bundestag kandidiert.
Wir kommen mit verschiedenen Betroffenen ins Gespräch, auch Frauen mit Hunden und
diversen Männern, die seit langem zum Personenkreis der NutzerInnen der Paule gehören.
Sie haben alle dasselbe Problem, Suchtanhängigkeit, Knasterfahrungen, Ausschluss aus der Gesellschaft und generelle Armutssituation. Der Besuch der Paule hinterlässt bei den
Besuchern einen grossen Eindruck, sodass sie die Besonderheiten der Paule nur oberflächlich wahrnehmen; besonders haben sie keine Vorstellungen der polizeilichen Überwachung, der Kameraüberwachung etc. an der Paule bekommen.
Donnerstag, 15 Uhr
Nachdem klar war, dass wir diese Menschenrechts- Büro- Gründung nicht nach der Kirche St.Maria verlegen konnte, wegen der Pandemiebestimmungen, haben wir die Gründung im
öffentlichen Raum am Marienbrunnen an der Paule vor dem Gotteshaus St, Maria vollzogen.
Roland Saurer und Simon Wittke begrüssten die anwesenden Personen, rund 30 Personen,
auch den Filmemacher Uwe Kassai.
Dann erfolgten Ansprachen von Edi Martin aus Zürich, Roland Saurer von der lak-bw, Roger
Winterhalter vom MCM Mulhouse, von Jo Bothmer aus den Niederlanden, von Uwe
Aschenbrenner aus Konstanz für die lak-bw, die Verlesung verschiedener Grussadressen
durch Doris Kölz an die Gründungsversammlung. Die Inhalte der Reden und Grussadressen
wurden später gesammelt, ins Französische übersetzt und liegen den 5 Ländern
zwischenzeitlich vor.
Bemerkenswert bleibt, dass es trotz Anwesenheit einer Vertreterin der Stuttgarter Zeitung
zu keinem veröffentlichten Beitrag der Gründung des Menschenrechtsbüros Roger
Winterhalter gekommen ist.
Auf Nachfragen konnten wir zu diesem Zeitpunkt auf kein aktiv vorhandenes MR-Projekts
räumlich an der Paule zu diesem Zweck verweisen. Im Vorfeld war in Stuttgart niemand
bereit, das Menschenrechtsbüro bei sich heimisch zu machen.
So hat sich die Diskussion später auf den Standort Offenburg, dem Ort der Gründung der lak-bw, konzentriert. Was wohl aktiv der Fall werden könnte in 2022.
Anmerkung: an diesem Treffen konnten 2 Aktivisten der lak-bw: Mathias Becker und Harry
Widmann wegen Ortsabwesenheit nicht teilnehmen.


Freitag, 16.07.21, 11 Uhr
Nach Treff in der Innen-Stadt am Königsbau, gemeinsamer Fuss-Weg zum Büro von Frau
Pfarrerin Ehrmann: vorbei an den Gebäuden der Landesregierung, an den architektonischen
Minikopien des Württembergischen Königs von Versailles, vorbei am Mahnmal der NS-
Opfer, vorbei am Hotel Silber, der Gestapozentrale in Stuttgart, vorbei an der Vesperkirche
St. Leonhard zum Besprechungsraum bei Pfarrerin Ehrmann, einer Partnerin der lak-bw:
– Erfahrungen und Eindrücke aus den beiden Tagen,
– das Projekt des Theaters Rampe an der Paulinenbrücke /Magda Aguelo und
– die Aufgaben der Streetwork im Kurz-Bericht von Streetworker Moritz Schwandt
In einem Bogen von 3 Stunden Dauer wurden diese Themenfelder nochmals erläutert, gaben
Anlass zu Rückfragen, Bewertungen und Statements der Beteiligten. Die Diskussion wurde
von Claude Pourcher festgehalten.
Stuttgarter Erklärung:
Roger Winterhalter brachte noch eine vorbereitete Erklärung zum Stuttgarter Treffen ein,
die von der Versammlung verabschiedet wurde.
Stichworte: Arbeit, Einkommen, Wohnen, Kultur, Gesundheit, Frauen, Familie, Kinder,
ältere, Bewegungen, Mobilität, Respekt. Erkenntnis, Fortsetzung solcher Treffen jährlich.
Zu-Gewinn durch Menschenrechtsbüro: Der Mensch ist der Kompass! (deutsche
Übersetzung, Claude Pourcher)
Rückmeldungen: Die wichtigsten Aussagen aus den Rückmeldungen:
Serge Bertelli: Wohnen- Arbeit-Education-Kunst, eine Baustelle für die Schaffung des
Menschen durch Aktion und Kunst
Günter: Menschen kommen zusammen, Menschen brauchen Räume!
Frau ???, Mulhouse: Angie und Iva sind mir in deutlicher Erinnerung, das was sie gesagt
haben hat mich sehr, hat mich tief beeindruckt…
Jean Paul: Das was ich gestern gesehen habe, hat meinen Blick auf die Szene der
Drogenabhängigen sehr verändert…
Uwe Aschenbrenner: Die Menschen merken, dass sich andere in Verhältnisse einmischen…
Claude: Ich verstehe immer mehr, was „das Wort verstehen“ bedeutet in unseren Sprachen
Brigitte: Die Gründung des Menschenrechtsbüros hat mich sehr beeindruckt, ich habe
verstanden, dass Verbindungen weit mehr bedeuten als Besitz, alle Menschen sind begabt…
Roland: dieses Treffen hat auch die lak-bw verändert, eine lak-bw vor dem 15.7. und eine
nach dem 15.7.21, es ist eine Erfahrung, die was von Transzendenz an sich hat…..
Das Treffen endete am 16.7.21 um 14.30 Uhr.


Gez. Roland Saurer, 07.01.22