Ankündigungstext zum Vortrag Herrn Lückings am 15.10.2019 in den Räumen der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Stuttgart, Lautenschlagerstr. 2
Algorithmen, also Computer-Anweisungen für die Verarbeitung von Daten, sind heutzutage allgegenwärtig. Sie bestimmen weitestgehend automatisch, welche Ergebnisse uns als erstes auf Suchmaschinen angezeigt werden oder welche Produkte zu unserem bisherigen Kaufverhalten passen. Aus einer Vielzahl an gesammelten Daten über unser Verhalten im Internet, unseren Wohnort, unseren Laptop-Hersteller und viele weitere Indikatoren versuchen die Entwickler*innen dieser Algorithmen unser künftiges Verhalten abzuschätzen. Das Ziel ist es hier, passende und gewinnbringende Empfehlungen und maßgeschneiderte Werbung anzuzeigen. Aber nicht nur im Bereich des (Informations-)Konsums spielen diese Technologien eine immer größere Rolle; vor allem aus den USA häufen sich Berichte über Algorithmen, deren Berechnungen negative gesellschaftliche Auswirkungen haben. So liefert Virgina Eubanks in ihrem Buch “Automating Inequality“ anhand von drei bedrückenden Fallbeispiele Argumente dafür, dass die Algorithmisierung sensibler Bereiche des Sozialstaats zu einer Zementierung oder gar Verstärkung von gesellschaftlichen Ungleichheitsverhältnissen führen kann. Auch in Deutschland sind diese Systeme auf dem Vormarsch und spielen in einigen Fällen eine immer größere Rolle bei Entscheidungen, welche das Leben der Menschen potentiell existentiell beeinflussen. Dabei sind Algorithmen alles andere als fehlerfrei. Einige exemplarische Untersuchungen investigativer Recherche liefern Beweise für die hohe Fehleranfälligkeit einiger Systeme. Sollten Algorithmen bei existentiellen Entscheidungen – sei es in Bezug auf Bewilligung von Sozialhilfe, Beeinflussung von Asylverfahren, oder auch die Gewährung eines Kredits – tatsächlich einen so großen Einfluss haben dürfen? Wie sehen Regulierungsmöglichkeiten oder Alternativen aus? Woher kommt der Glaube an die Objektivität von Algorithmen?
In dem Vortrag sollen aufbauend auf einer grundlegenden Erläuterung des Begriffs “Algorithmus” die problematischen Dimensionen des immer weiter fortschreitenden Einsatzes von Algorithmen in unserem Alltag beleuchtet werden. Kann ein Algorithmus den Menschen überhaupt als etwas anderes wahrnehmen als “nur eine Zahl”?