Bei der Beseitigung von Armut setzt Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha auf die Herstellung ordnungspolitischer Rahmenbedingungen, die die Menschen befähigen, ihr Leben und ihre gesellschaftliche Teilhabe aus eigener Kraft selbstverantwortlich zu gestalten.
Es sei Aufgabe der Politik, Armutsrisiken wie vererbte Bildungsferne, mangelnde schulische und berufliche Qualifikation, Defizite bei Belastbarkeit oder Konfliktfähigkeit sowie die Gewöhnung an Transferleistungen zu erkennen und gezielte Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Diese dürften jedoch nicht auf eine reine Alimentierung beschränkt werden, so der Minister im Vorfeld der am Montag beginnenden Aktionswoche gegen die Armut, die die Liga der freien Wohlfahrtspflege gemeinsam mit dem Aktionsbündnis der Landesarmutskonferenz durchführt.
Passgenaue Unterstützungsmaßnahmen gegen Kinderarmut
„Armut und vor allem Kinderarmut können zu einer Falle werden, in der ganze Familien über Generationen gefangen bleiben“, sagte Minister Lucha. Selbstverständlich gebe es Situationen, in denen die materielle Armut der Eltern dazu führe, dass Kindern keine gesellschaftliche Teilhabe möglich ist. „Für diese Kinder brauchen wir passgenaue Unterstützungsmaßnahmen, aber nicht als Geldleistung, sondern als gezielte Sachleistung ohne restriktive Anspruchsvoraussetzungen.“ An diesem Anspruch sei das Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes in einer jetzigen Ausgestaltung als bürokratisches Monster gescheitert, so der Minister.
Erforderlich sind dem Minister zufolge niedrigschwellige Angebote, die den Betroffen tatsächlich ermöglichen, Armutsrisiken zu überwinden. Dazu zählt der Minister insbesondere ausreichend Angebote an Ganztagesbetreuung, die Bereitstellung von günstigem Wohnraum, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie ein qualitativ und quantitativ gutes Angebot an sozialraumorientierter Beratung in konfliktfähigen Lebenslagen. „Die dafür erforderliche Infrastruktur müssen wir mit den zur Verfügung stehenden Mitteln bereitstellen – und das können wir auch“, so Lucha abschließend.
Neuer Kurzreport zur relativen Einkommensarmut von jungen Erwachsenen
Gerade erschienen ist der neue Kurzreport „Relative Einkommensarmut von jungen Erwachsenen“, der den im November 2015 veröffentlichten Ersten Armuts- und Reichtumsbericht ergänzt. Der von der FaFo – Familienforschung Baden-Württemberg im Statistischen Landesamt im Auftrag des Sozial- und Integrationsministerium erarbeitete Bericht nimmt die erhöhte Armutsgefährdungsquote von jungen Erwachsenen in den Blick. Junge Erwachsene im Alter von 18 bis unter 25 Jahren waren in Baden-Württemberg 2013 im Altersgruppenvergleich nach dem Landesmedian mit 23,7 Prozent am häufigsten armutsgefährdet. Darüber hinaus fiel der Anstieg ihrer Armutsgefährdungsquote im Zeitraum 2005 bis 2013 im Vergleich zu anderen Altersgruppen am deutlichsten aus. In dem Bericht wird unter anderem dargestellt, wo die Ursachen für diesen vergleichsweise starken Anstieg liegen.
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