Treffen lag Wohnungsloser am 12. März in Rottweil

Liebe Freunde und Mitstreiter der LAK-BW, liebe Freunde der lag WohnungslosWohnungsloser,

am 12. März 2016 trafen sich wieder einige Mitstreiter der lag Wohnungsloser in Rottweil um Neuigkeiten auszutauschen. Schwerpunkte unseres Austausches waren unter anderem die Aktionswoche gegen Armut, welche vom 17. – 22. Oktober 2016 durchgeführt wird. Thema dieser Aktionswoche „Es ist genug!…genug für alle! Prekäre Lebenslagen und Teilhabe in Baden-Württemberg“ Unter dieser Thematik werden folgende Schwerpunkte gesetzt: Partizipation/Teilhabe, Arbeit/Beschäftigung, Bildung/Kultur, Wohnen/Wohnungslosigkeit. Die Aktionswoche will diese Themen im Zusammenhang mit dem baden-württembergischen Armutsbericht und der europäischen Flüchtlingspolitik setzen. Auf Grund der Tatsache dass die lag mit der LAK-BW und der bbi kooperiert planen wir einen gemeinsamen Aktionstag der voraussichtlich am Welttag der Armut (17. Oktober) stattfindet. Innerhalb des Landes finden dazu in zahlreichen Städten dezentrale Aktionen statt.

Ebenfalls in der Armutswoche (21. Oktober) ist ein weiterer Austausch auf europäischer Ebene mit unseren Kooperationspartnern Schweiz, Österreich und Frankreich geplant.

Ein weiteres Thema heute war in der Wohnungslosenhilfe der Kälteschutz. Auf Grund der Witterung suchen immer mehr wohnsitzlose Menschen die Notunterkünfte auf um sich aufzuwärmen und in der Nacht nicht im Freien schlafen zu müssen. Hinzu kommt auch in diesem Bereich die Problematik der anerkannten wohnungslosen Flüchtlinge und Arbeitnehmer aus dem europäischen Schengenraum. Diese Arbeitnehmer werden von ihren Arbeitgebern im Niedriglohnsektor oder sozialversicherungsfrei beschäftigt und nach getaner Arbeit auf die Straße gesetzt.

Der Situation von akuter Wohnungslosigkeit sehen sich immer mehr Städte und Kommunen ausgesetzt und rufen in den Notunterkünften an um alleinstehende Menschen und Familien mit Kleinkindern oder Säuglingen unterzubringen. Aber auch unsere Hilfseinrichtungen sind an ihre Aufnahmegrenzen gekommen und vielfach überfüllt. Trotz allem versuchen sie zu helfen wo sie können. In einigen Städten werden Menschen ohne Wohnung nach überstandener Krankheit einfach auf die Straße entlassen. Die Stadt Rastatt versucht, wie viele andere Städte auch, Menschen in akuten Notsituationen zu helfen und bringt sie in größeren Einrichtungen oder Gebäuden, wie z. B. die Kasematten, unter. Teilweise sind aber die Gebäude in denen Menschen untergebracht werden, nur mit dem nötigsten ausgestattet und nicht nach den neuesten Brandschutzregeln gebaut. In Pforzheim z. B. gibt es noch vereinzelt Unterkünfte die nur mit Tisch, Bett, Stuhl und Schrank sowie einem Kohleofen ausgestattet sind.

In diesem Zusammenhang wurde in der GISS-Studie, welche die Wohnungslosigkeit untersucht, veröffentlicht, dass Städte und Kommunen bei der Datenerhebung ihrer wohnsitzlosen Einwohner tricksen. Kleinere Kommunen vermitteln ihre obdachlosen Mitmenschen ganz schnell in Wohnungen oder geben ihnen für die von den Gemeinden zugewiesenen Wohnungen Mietverträge. Damit sind sie offiziell nicht mehr wohnungslos. Nach Durchsicht der Studie von uns stellten wir fest, dass die Wohnungslosigkeit zwar dokumentiert ist. Es wurden aber verschiedene Sparten, wie z. B. Frauen und Obdachlosigkeit, ausgeklammert.

Es gibt verschiedene Ansätze von den Kommunen um Betroffene aus ihrer Obdachlosigkeit zu holen. Ein Ansatz ist z. B. das sogenannte Housing first. Housing First, auch „rapid re-housing“ genannt, ist ein relativ neuer Ansatz aus der US-amerikanischen Sozialpolitik beim Umgang mit Obdachlosigkeit und eine Alternative zum herkömmlichen System von Notunterkünften und vorübergehender Unterbringung. Seit einigen Jahren wird der Ansatz auch in Deutschland, Großbritannien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Portugal und Österreich umgesetzt. Näheres dazu findet ihr in dem angehängten Artikel.

Es herrscht auch ein sehr großer Wettbewerb zwischen Wohnungslosen, Flüchtlingen und anderen von Armut betroffenen Gruppen auf dem Wohnungsmarkt der zur gesellschaftlichen Spaltung führt.

Die medizinische Versorgung von Wohnungslosen lässt sehr zu wünschen übrig, weil sie vielfach keine Krankenversicherung haben. In diesem Fall wird der Zugang zu Ärzten und anderen medizinischen Einrichtungen erschwert. Die Bundesregierung hat zwar vor einigen Jahren ein Präventionsgesetz zur besseren medizinischen Versorgung beschlossen. Aber es wird trotzdem von der Kassenärztlichen Vereinigung in medizinische Hilfe für niederschwellige Projekte, wie z. B. die Krankenversorgung für obdachlose Menschen,  wenig Geld investiert. Deshalb sind Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe vielerorts auf ehrenamtliche Helfer angewiesen die sich um diese Klientel im Krankheitsfall kümmern und mit dem Notwendigsten versorgen. Aber auch sie können nicht bei jedem Krankheitsfall helfen und sind in der Regel auf finanzielle Hilfen angewiesen. Dort, wo man dem Einzelnen nicht sofort helfen kann, versuchen die Helfer sich mit den Ärzten und stationären Kliniken in Verbindung zu setzen, was wegen der zum Teil fehlenden Krankenversicherung nur bedingt gelingt.

Bericht_Wohnungslosigkeit_BW_GISS-Studie

Housing First

http://www.bpb.de/wissen/ETMWZ0,0,0,Wohnungslosigkeit.html

Bundestag verabschiedet Präventionsgesetz

http://www.karlsruhe.de/b3/soziales/einrichtungen/wohnungssicherung/bericht/HF_sections/content/ZZm5MSdOYRIyaG/ZZm5MSDznqpVCK/Gesamtkonzept%20Wohnungslosenhilfe%2097.pdf