Ein Beitrag von Olena Tutova vom 18.10.2024

Aktionswoche „Aktionswoche Baden-Württemberg „Armut bedroht immer noch alle!“

Thema des „Landespolitisches Gespräches“: 20 Jahre Aktionswoche – ihre Bedeutung für die Armutsbekämpfung in Baden-Württemberg – Konsequenzen für Zivilgesellschaft und Landespolitik

 

            Das Thema dieser Aktionswoche Baden-Württemberg „Armut bedroht immer noch alle!“ liegt mir besonders am Herzen.

            Mein Name ist Olena Tutova. Ich bin in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine, geboren. Dort habe ich mein ganzes Leben in Frieden und Glück verbracht. Meine Mutter war Ukrainerin. Mein Vater war Russe. Ukrainisch und Russisch sind beide meine Muttersprachen. Aber wegen Russlands Angriff auf die Ukraine musste ich meine Heimat verlassen.

            Am 24. Februar 2022 in der Nacht bin ich von zwei dumpfen  Geräuschen aufgeweckt worden. „Vielleicht sind das Explosionen. Der Krieg begann“ – habe ich gedacht. „Aber nein, das kann nicht sein. Es wäre totaler Wahnsinn“ – war mein zweiter vernünftiger Gedanke. Aber der Krieg hat nichts vernünftiges an sich. Der Krieg ist nur Grausamkeit, Furcht und Elend. Und Endloser Wahnsinn.

            Sofort habe ich die Entscheidung getroffen, zu fliehen. Ich erinnerte mich an Aleppo und an anderen leidgeprüften Städten, wo die Zivilisten gnadenlos getötet und die Krankenhäuser bombardiert wurden. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass sich dieselben Gräueltaten sehr bald in meiner Heimat wiederholen würden.

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Eine Laudatio von Wolfram Frommlet auf Klaus Jünschke am 17.10.2024

Wolfram Frommlet

 Landesarmutskonferenz Stuttgart, 17. Oktober 2024

 Laudatio auf Klaus Jünschke

 „Friede den Hütten , Krieg den Palästen“

schrieb der 20jährige Georg Büchner 1834 in seiner Streitschrift

„Der Hessische Landbote“.

„Im Jahre 1834 siehet es aus, als würde die Bibel Lügen gestraft.

Es sieht aus, als hätte Gott die Bauern und Handwerker am fünften Tage und die Fürsten und Vornehmen am sechsten gemacht, und als hätte der Herr zu diesen gesagt: ›Herrschet über alles Getier, das auf Erden kriecht‹, und hätte die Bauern und Bürger zum Gewürm gezählt.

Im Großherzogtum Hessen sind 718.373 Einwohner, die geben an den Staat jährlich an 6.363.436 Gulden, als Steuern

 An 700.000 Menschen schwitzen, stöhnen und hungern dafür. Im Namen des Staates wird es erpreßt, die Presser berufen sich auf die Regierung, und die Regierung sagt, das sei nötig, die Ordnung im Staat zu erhalten. „

190 Jahre nach Büchners Hoffnung auf eine revolutionäre Erhebung der Armen hat der Neo-Liberalismus, hat der Spätkapitalismus die Ausbeutung der Bauern verlagert in die Ökonomien des Südens für unsere grünen Böhnchen aus Kenia, für unseren Kaffee, Kakao, für Palmöl, Avocados und Baumwolle.

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„Armut bedroht immer noch Alle“, Mittwoch, 16.10.2024

2.Fachabend Armut des Caritas Baden-Württemberg in Freiburg in der 20. landesweiten Aktionswoche in Baden-Württemberg

 1.) Begrüßung durch Michael Karmann (Caritas Baden-Württemberg).

 Hr. Karmann verwies darauf, dass Baden-Württemberg ein reiches Bundesland ist, in dem es zu viele Menschen gibt, die von Armut bedroht und betroffen sind. Daraus ergibt sich eine wichtige Verantwortung. In der Armutswoche wollen wir uns den Fragen und Herausforderungen stellen. Dank an die Beteiligten in der Vorbereitung, auch an die Landesarmutzkonferenz-Netzwerk1 und an deren Sprecher Roland Saurer.

2.) Vortrag Prof. Dr. Ulrich Eith (Bildungshaus Wiesneck)

Thema: (bedrohte) Demokratie, Rechtspopulismus, Armut, Beteiligung und Antworten auf diese Herausforderungen.

Rechtspopulistische Haltungen finden sich zwar in allen Teilen der Gesellschaft, aber Inwiefern gibt es rechtspopulistische Haltungen auch bei armutsbetroffenen Menschen?

Hier ergibt sich eine klare Antwort aus der Statistik „Geringes Institutsvertrauen nach Einkommensgruppen“ (WSI-Armutsreport 2023):

Je niedriger die Einkommen, desto geringer ist das Vertrauen in die demokratischen Institutionen unserer Gesellschaft.

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Aktionswoche 2024 – Statement der Liga-BW

Die Aktionswoche “Armut bedroht alle” findet dieses Jahr zum 20. Mal in Baden-Württemberg statt. Dies wird möglich durch die kontinuierliche und langjährige Zusammenarbeit der beiden Netzwerke der gemeinsamen Landesarmutskonferenz-BW (LAK-BW). Sie besteht aus den Verbänden der Liga-BW (Netzwerk II) und der Landesarmutskonferenz e.V. (Netzwerk I), in enger Kooperation mit dem Landesverband der Tafel und dem DGB.

Seit 20 Jahren setzt sich die LAK-BW für soziale Gerechtigkeit ein. Der Südwesten ist eine Triebfeder des Wohlstands. Daraus leitet sich eine besondere Verantwortung für diejenigen ab, die von diesen Entwicklungen ausgeschlossen sind oder die den Anschluss zu verlieren drohen.

Auftakt der Jubiläumsaktionswoche war auch in diesem Jahr eine Landespressekonferenz am 14. Oktober.

Roland Saurer zeigte in seinem Eröffnungsstatement als Sprecher der LAK-BW die Stationen der geschichtlichen Entwicklung auf. Anne Jeziorski, Delegierte der LAK-BW, appellierte für eine Armutsbekämpfung, die die jährliche Aktion “Armut bedroht alle” nicht weitere 20 Jahre notwendig macht.

Maren Diebel-Ebers, DGB BW, fokussierte das Thema Wohnungsnot: Der Wohnungsmangel ist für viele Menschen zu einer existenziellen Frage geworden. Im Land fehlen über 200.000 Sozialwohnungen. Mit 20 Sozialwohnungen auf 1.000 Miethaushalte liegt Baden-Württemberg deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Bund, Land und Kommunen müssen jetzt gemeinsam handeln und leistbaren Wohnraum schaffen. Dafür braucht es die Anstrengungen aller.

Heiner Heizmann sprach für die Verbände der Liga-BW. Statistiken der Beratungsdienste der Liga-Verbände zeigen eindeutig: je weniger finanzielle Mittel einem Haushalt zur Verfügung stehen, desto unmittelbarer wird dieser nun in Krisenzeiten an den Rand des Leistbaren gebracht. Auch verhärten sich die Lebenslagen armutsbedrohter Menschen trotz aller Bemühungen weiter; ein Ausweg aus dem Teufelskreis der Armut wird für die Betroffenen immer schwerer. Zum Schluss seines Statements bringt er es auf den Punkt:

„Es gibt nicht die eine Lösung für Armut, aber es gibt konkrete Ansätze, die notwendig sind und die das Land umsetzen sollte, um die Lage der Betroffenen und ihre Chance auf Teilhabe und ein Leben ohne Armut zu verbessern.“

Quelle: https://liga-bw.de/20-jahre-einsatz-der-landesarmutskonferenz-fuer-soziale-gerechtigkeit-armut-bedroht-immer-noch-alle/

Aktionswoche 2024 – Zusammenfassung

Liebe Mitglieder und Freunde der lak-bw,
die 20. Aktionswoche „Armut bedroht immer noch alle“ ist zu Ende. Die Tage des Organisierens und Denkens, dass auch alles irgendwie klappen könnte, sind vorbei.
Mein Dank gilt den Mitgliedern und Aktiven der lak-bw, ohne deren Arbeit und Mitdenken nichts gehen würde.
Von Pressekonferenz bis Landespolitisches Gespräch waren ganz viele dabei, aber auch jene, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an solchen Aktionswochen teilhaben können, auch diese waren in Gedanken dabei. Auch Leute wie Frau Mahler oder Markus Ostermeier oder auch Frau Anja Dargatz, die jetzt in Venezuela in Caracas bei der Friedrich-Ebert-Stiftung arbeitet, oder auch ein Karel Schwarz aus Prag oder eine Frau Galivikova aus Bratislava oder eine Claude Pourcher aus Frankreich.
Zu den besonderen Geschichten gehören in 2024 die
– Landespressekonferenz am Montag
– das Rundgespräch am Montag mit Jendrik Scholz zum Arbeitsmarkt
– die Rückschau auf 20 jahre Aktionswoche am Dienstag
– unsere Beteiligung bei der Caritas der Erzdiözese Freiburg am Mittwoch
– das Treffen am Donnerstag mit dem Menschenrechtsbüro Mulhouse und der nächsten veranstaltung dieser Lesung mit Klaus Jünschke in der Vesperkirche mit der Laudatio des Wolfram Frommlet und der Verleihung des Gregor-Gog-Preises an Klaus Jünschke
– das Landespolitische Gespräch im landtag von Baden- Württemberg , zusammen mit unseren französischen Freunden, dieser gemeinsame Austausch von rund 50-60 Personen mit den Fraktionen des Landtages. Leider ohne den erkrankten Oliver Hildenbrand von den Grünen. Aber ansonsten sicherlich ein maximaler Zugewinn an Gemeinsamkeit und Vertrauen zwischen den Abgeordneten UND den beiden Netzwerken der LAK-Bw, aber auch interessant mit anwesenden Mitarbeitern aus dem Sozialministerium, Vertretern der Presse etc. Der besonderen Rolle des Jan Sellner als Moderator.
Lasst uns diese Aktionswoche bedenken am 02.11.2024 beim Arbeitskomitee. Und dann bei der Delegiertenversammlung am 05.11.2024, 16.30 Uhr, die virtuell stattfindet. (zoom kommt noch!)
 
Ganz herzliche Grüsse
Roland

Aktionswoche 2024 – Statement des DGB-BW

LPK Aktionswoche „Armut bedroht alle“, 14.10.2024
Maren Diebel-Ebers, stellv. Vorsitzende DGB Baden-Württemberg
Es gilt das gesprochene Wort.

Sehr geehrte Damen und Herren,


last but not least möchte ich das Thema Wohnungsnot als absoluten Treiber von Armut hier in Baden-Württemberg ansprechen. Der Wohnungsmangel ist für viele Menschen zur Exis-
tenzfrage geworden. Gerade im sozialen Wohnungsbau ist die Situation dramatisch.
Mit 20 Sozialwohnungen auf 1.000 Miethaushalte liegt Baden-Württemberg deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.
Seit Anfang der 2000er Jahre hat sich der Bestand an Sozialwohnungen halbiert und ist auf einem Tiefststand von 52.000 Wohnungen angekommen.
Die Folge: Fast 206.000 Sozialwohnungen fehlen bei uns im Land. Das entspricht nahezu der Einwohnerzahl von Freiburg!
Von einer Trendwende, von der das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen immer spricht, sind wir weit entfernt.
Der Sozialwohnungsbestand ist ein Armutszeugnis für Baden-Württemberg.
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Übersicht über zentrale Veranstaltungen in der 20. Aktionswoche Baden-Württemberg „Armut bedroht immer noch alle!“

Die 20. Aktionswoche findet vom 14.10.2024  –  18.10.2024 statt

Verantwortlich: Die beiden Netzwerke der Gemeinsamen Landesarmutskonferenz Baden-Württemberg LAK-BW

Sprecher: Roland Saurer für das Netzwerk 1 & Michael Karmann für das Netzwerk 2

Netzwerk 1: Basisorganisationen

Netzwerk 2: Verbände der Wohlfahrt, DGB BW, Tafel BW e. V.

 

Montag, 14.10.2024

11.00 Uhr       Landespressekonferenz, Stuttgart, Ort: Untergeschoss, Rückseite Landtag

15.00 Uhr        Dr. Jendrik Scholz – DGB Stuttgart: 20 Jahre gewerkschaftliche Auseinandersetzungen,                                                                                                        Ort: Christophstr. 35, 70180 Stuttgart Weiterlesen

11 Thesen (20 Jahre Aktionswoche 2004 – 2024)

Aktionswoche „Armut bedroht Alle!“ 2004 – 2024:

20 Jahre Einsatz für Soziale Gerechtigkeit

(Station der geschichtlichen Entwicklung)

  1. Station

Die politische Analyse im Jahr 2004: Ursache für einen gesellschaftspolitischen Bruch! Einerseits drohende Zerstörung der Idee des Sozialstaates, andererseits Einstieg in den Siegeszug einer neoliberalen Agenda 2010.

  1. Station

Die Aktionswoche 2004 war zunächst ein Aktionstag im Mai 2004, beschlossen in Stuttgart im Januar 2004, vorgeschlagen von Basisvertretern obdachloser Menschen den Verbänden der Wohlfahrt.

  1. Station

Die beiden nächsten Aktionstage in 2005 und 2006 werden noch gemeinsam von Basis bzw. Profession vorbereitet, doch ab 2007 verzichten die Verbände auf eine Basisbeteiligung. Die Verbände sind der Diskussionen müde und beginnen die Aktionswoche in die eigenen Hände zu nehmen.

  1. Station

Die Aktionswoche als „Armutswoche“ im Herbst des jeweiligen Jahres verlief an bedeutet und wird nur noch punktuell von 2007 – 2012 durchgeführt.

  1. Station

Durch die Gründung der Landesarmutskonferenz  von unten im Jahre 2012 kommt Bewegung in die Aktionswoche „Armut bedroht Alle!“ Elemente der Basis von 2004 und der gegründeten Landesarmutskonferenz von 2012 schliessen sich mit einer gemeinsamen Initiative von Verbänden der Liga der freien Wohlfahrtspflege und Gewerkschaften zu einer Gemeinsamen Landesarmutskonferenz LAK-BW 2014 zusammen. Sie gestalten erstmals ieder eine gemeinsam abgestimmte Aktionswoche.

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